Zwei Freundinnen verhandeln die Fülscher Torte Nr. 1386

Seit ich dich kenne, erzählst Du mir vom Fülscher-Geburtstagskuchen.
Der Fülscher Schoggikuchen war bei uns an Geburtstagen Tradition. Mama buk jeweils die Variante «sehr gut», Papa dagegen «besonders reich».

Ich finde das «sehr gut» Rezept wirklich toll. Es gibt einen feinen, feuchten Schoggikuchen, der sich lange hält. In letzter Zeit backe ich ihn am Laufmeter und verschenke ihn gerne.
Ja, der Kuchen hält sich problemlos eine Woche im Kühlschrank. Er schmeckt gekühlt am zweiten Tag fast besser als frisch.

Wie ich mich erinnere, war dieser Kuchen immer ein ziemliches Ereignis bei euch.
Kuchen backen war immer eine recht aufwändige Geschichte. In meiner Familie herrscht die Überzeugung, dass Eiweiss, Schlagrahm etc. von Hand mit dem Schneebesen geschlagen werden müssen, da das Resultat so luftiger und feiner wird. Als ich klein war, hatten wir auch noch keine Abwaschmaschine. Man musste also für den Fülscher Schoggikuchen zwei Schneebesen, drei Schüsseln und das Schoggipfännchen abwaschen (und vorher aus- und abschlecken). Und dazu noch die Zylissreibe, denn wir verwendeten immer ganze Mandeln.

Nun verstehe ich gut, dass es diesen Schoggikuchen nur zu so wichtigen Anlässen wie Geburtstagen gab. Ich bin da weniger streng: Mixen tu ich in fast allen Fällen mit der Küchenmaschine und die Haselnüsse oder Mandeln kaufe ich gemahlen. Was ich seit dem Fülscher Rezept jedoch mache, ist die Butter-Eier-Zucker-Masse viel länger schlagen. Nicht grad 20 Minuten wie im Rezept steht, aber doch so lange, bis es eine richtig luftige, fast weisse Masse gibt

Erzähl, wie wurde denn bei euch der Kuchen verziert?
Als ich klein war, wurde der Kuchen mit einer fertig gekauften Fettglasur überzogen und meist mit Smarties dekoriert. Später haben Papa und ich die Schokoladeglasur selbst gemacht. Auch nach Jahren des Übens tendiert sie noch dazu, unregelmäßig und matt zu werden. Ich verwende geschmolzene Schokolade mit ein bisschen Butter. Und vor dem Glasieren kommt das Abricotieren. Durch eine dünn aufgetragene Schicht Aprikosenkonfitüre soll sich die Glasur glatt auf der Oberfläche der Torte verteilen. Ich finde, es nützt nicht viel. Aber der Ausdruck ist so schön, dass ich es trotzdem mache. Aber eigentlich mag ich die Glasur gar nicht so gerne. Mein Sohn auch nicht. Puderzucker ist da eine gute Variante. Wie machst du es?

Für die Schoggitiger überziehe ich den Kuchen mit Schokoladenglasur. Und je nach Anlass sind zudem Smarties und Gummibärchen gewünscht oder es kommen Silberkügelchen und kandierte Veilchen oder Rosenblätter dazu. Ich habe aber auch schon hübsche Varianten mit Puderzuckermustern gemacht und dafür Tortenpapier oder Scherenschnitte aufgelegt.

Ist denn der Fülscher-Schoggikuchen auch für deine Familie, die du nun selber hast, DER Geburtstagskuchen oder beginnst du eine neue Tradition?
Es muss sich noch zeigen! Lange hatte ich viel Respekt vor dem Backen: sobald der Kuchen im Ofen ist, kann man nur noch warten und hoffen. Nun traue ich mir schon mehr zu. Hier in England herrscht eine richtige Backbegeisterung! Backwettbewerbe werden im Hauptabendprogramm auf BBC gezeigt und alle fiebern mit! Aber eine so passionierte Bäckerin wie du werde ich wohl kaum mehr… Und zum Glück backt mein Papa ja weiterhin Geburtstagskuchen für uns alle!

Ein Gespräch zwischen Bettina Buser und Renate Grathwohl